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FC-Präsident Wolf kämpferisch: „Wir stehen zusammen“

29.4.2024

Fünf Punkte auf den Relegationsplatz. Noch drei Spiele für den Klassenerhalt. Dieses Saisonfinale erfordert starke Nerven und volle Fokussierung. FC-Präsident Dr. Werner Wolf gibt einen Tag nach dem 1:1 in Mainz im Interview einen Einblick in die aktuelle Arbeit des Vorstands. Dabei ordnet er die Schlagzeilen der vergangenen Tage ein und gibt einen Ausblick auf die kommenden Wochen. Seine Botschaft: Der Kurs ist klar und wird auch in schwierigen Zeiten gehalten.

Herr Wolf, dieser Punkt in Mainz, der in der Nachspielzeit zustande kam, hat viel Nerven gekostet. Wie groß war die Erleichterung auf der Tribüne, dass der FC weiter im Rennen um den Klassenerhalt geblieben ist?

Wir haben die Partie gemeinsam im Vorstand und mit der Geschäftsführung verfolgt, so wie nahezu alle Spiele in dieser Saison, und die Emotionen kochten natürlich hoch. Ich weiß nicht, ob Erleichterung das richtige Wort ist – wir bleiben angespannt, aber der Punkt erhält unsere Zuversicht. Genauso wie die unfassbare Unterstützung unserer Fans nicht nur gestern, sondern auch in den letzten Wochen. Das stärkt unseren Willen, das Ruder doch noch rumzureißen und den Relegationsplatz zu erreichen. Die Mannschaft hat sich mit dem Last-Minute-Punkt in Mainz selbst bewiesen, dass sie in der Lage ist, in so einer Extremsituation zu bestehen.  

Wie geht der Vorstand in den Bundesliga-Endspurt? Können Sie noch irgendwie Einfluss nehmen?

Jeder kann einen Beitrag leisten, die Mannschaft auf dem Platz, die Fans zu Hause und auf den Rängen, wir im Vorstand, die Geschäftsführung und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Geißbockheim als diejenigen, die den Kurs halten, auch wenn Gegenwind kommt. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alle Energien für das gemeinsame Ziel mobilisiert werden. Zweifel, Nebengeräusche und Personal-Debatten bringen uns jetzt nicht weiter. Wir haben uns in der vergangenen Woche noch einmal mit der Geschäftsführung zurückgezogen und unseren Kurs und unsere Überzeugung angesichts der zu erwartenden kritischen Auseinandersetzung mit dieser Saison hinterfragt. Wir sind alle klar. Wir werden unseren Weg weitergehen und für unseren Kurs kämpfen. Das gilt für uns als Vorstand. Das gilt für unsere drei Geschäftsführer, von deren Arbeit wir überzeugt sind. 

Können Sie den Kurs, noch einmal in wenigen Sätzen beschreiben?

Wir stehen dafür, unseren FC als mitgliedergeführten Verein weiterzuentwickeln, der zu 100 Prozent von Investoren unabhängig agiert. Das haben wir den Mitgliedern versprochen! Genau in diesen schwierigen Situationen wie jetzt gilt es, dranzubleiben und die langfristige Ausrichtung und Clubentwicklung in den Fokus zu stellen. Wir wollen den Teufelskreis opportunistischer Maßnahmen der vergangenen rund 35 Jahre durchbrechen. Genau jetzt, wenn die Stimmen mit den alten Rezepten wieder lauter werden und die Versuchung groß scheint, werden wir Flagge zeigen. Auch wenn es gerade nicht leichtfällt, lassen wir uns von einer klar definierten, ganzheitlichen Strategie leiten, die das Ergebnis einer Weiterentwicklung unseres 2021 vorgestellten Matchplans ist.

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Mit „Flagge zeigen“ und „Kurs halten“ deuten Sie an, dass der Vorstand sich auf eine sehr emotionale Aufarbeitung der Saison einstellt.

Alles andere wäre nicht unser FC. Selbst wenn wir den Klassenerhalt noch schaffen: Viele Fans sind sehr enttäuscht von dieser Saison, manche wütend. Das kann ich verstehen. Unsere Aufgabe ist es, Emotionen auszuhalten und uns der Kritik zu stellen. Wir haben Fehler gemacht – auf und neben dem Platz. Wir sind angetreten, um einen neuen FC zu bauen, einen unabhängigen, einen nachhaltigen, einen stabilen, einen erfolgreichen FC. Das ist eine große Herausforderung. Wer sich ihr stellt, macht Fehler und erlebt Rückschläge. Mit der Transfersperre und dem zähen Kampf gegen den Abstieg erleben wir das in einer besonders harten Dimension. Wir werden allen die Chance geben, die Saison mit aufzuarbeiten. Die Einladung zum Mitgliederstammtisch am 12. Juni ist bereits letzte Woche verschickt worden. Wenn wir das Gefühl haben, wir müssen früher sprechen, werden wir weitere Möglichkeiten anbieten. 

Können Sie da konkreter werden und die Fehler klar benennen? 

Natürlich. Wir gehen intern sehr deutlich miteinander um und das nicht erst in den vergangenen Wochen. Christian Keller hat bereits mehrfach gesagt, dass es bei der Zusammensetzung des Kaders nicht gelungen ist, die Abgänge der Unterschiedsspieler Jonas Hector und Ellyes Skhiri aufzufangen. Genauso hat er eingeräumt, dass der Kader nicht breit genug aufgestellt war, um die zahlreichen langanhaltenden Verletzungen, Krankheiten und Formtiefs von Leistungsträgern kompensieren zu können. Und die Transfersperre hat diese Effekte verstärkt. 

Für viele Beobachter würden diese Gründe ausreichen, um die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Christian Keller, der für den Sport zuständig ist, zu beenden. 

Natürlich hören auch wir diese Stimmen. Aber der Vorstand steht zu 100 Prozent hinter der Geschäftsführung, weil er auch die Rahmenbedingungen sieht, unter denen Entscheidungen getroffen werden mussten. Gerade die intensive Aufarbeitung der Fehler, die selbstkritische transparente Analyse der Situation, aber vor allem die Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC, die die Geschäftsführung gemeinsam erreicht hat, überzeugen uns, an der Zusammenarbeit festzuhalten. Wir werden den Rufen nach Rücktritten und Entlassungen nicht nachgeben. Das wäre ein Rückfall in die Mechanismen, die seit ganz vielen Jahren verhindern, dass der FC nachhaltig wächst. Wir sind nicht bereit, diese Überzeugung zu opfern, nur um in Medien und Öffentlichkeit kurzfristigen Zuspruch zu erfahren. 

Auf welche Fortschritte beim FC spielen Sie an? 

Schauen Sie sich die Arbeit der Geschäftsführung genauer an. Wir haben es geschafft, den akut insolvenzgefährdeten FC wieder ins Leben zu holen. Die Geschäftsführung hat es gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in zwei Jahren geschafft, dass der FC sich aus eigener Kraft tragen kann. In dieser Saison sind wir erstmals seit vielen, vielen Jahren in der Lage, den Betrieb des FC ohne Sondereinnahmen aufrecht zu erhalten, also ohne Transfereinnahmen, Einnahmen aus dem europäischen Wettbewerb oder das vorzeitige Anzapfen künftiger Einnahmen.

War das Erreichen dieser positiven wirtschaftlichen Kennzahlen denn wirklich so überlebenswichtig? Warum ist da so ein Zeitdruck vorhanden? 

Unsere klare Antwort ist: Ja! Es war sehr wichtig, dass wir schnell auf die Beine kommen. Niemand kann ignorieren, dass der FC nach der Pandemie über 80 Millionen Euro finanzieller Verpflichtungen aufgebaut hatte, die seit dieser Saison wieder abgetragen werden müssen. Schon für den anstehenden Sommer mussten wir beispielsweise so stabil sein, die Fananleihe von 2016 zurückzahlen zu können, sowie die erste Tranche der Landesbürgschaft. Dafür waren starke positive Ergebnisse im letzten Jahr und in diesem Jahr zwingend notwendig und die Geschäftsführung hat das realisiert. Und um den Kreis zu schließen: Einen großen Beitrag dazu hat die deutliche Reduzierung des Kaderetats geleistet, die Christian Keller umsetzen konnte. Natürlich ist es unser Anspruch, diese Reduzierung ohne Abstieg zu erreichen, was immer noch möglich ist. Trotz allem erkennen wir natürlich auch, dass rückblickend die drastischen Maßnahmen zur finanziellen Überlebenssicherung zu Lasten der sportlichen Stabilität gegangen sind.

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Mehr als nachjustieren muss der FC bei der Modernisierung der Trainingsmöglichkeiten, um überhaupt wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Das muss man so sagen. Wir haben hier das Herz in die Hand genommen und am Geißbockheim in den vergangenen zwei Jahren siebenstellige Summen investiert und endlich damit angefangen, einen Investitionsstau von mindestens 35 Jahren abzubauen. Fakt ist, dass es uns nicht reicht, auf Missstände hinzuweisen und wieder und wieder zu betonen, dass wir infrastrukturell nicht wettbewerbsfähig sind, sondern wir haben gehandelt: Neben den konkreten Modernisierungsarbeiten haben wir auch Standort-Optionen für die Zukunft über Monate intensiv geprüft und schließlich alle Marsdorf-Pläne entsorgt, weil sehr deutlich wurde, dass es keine besseren Alternativen gibt. Unser Herz schlägt im Grüngürtel und unsere Heimat ist das Geißbockheim. Jetzt und in Zukunft!

Zukunft ist ein gutes Stichwort. Wie weit lässt der Abstiegskampf den Blick nach vorn zu?

Der Fokus auf den Abstiegskampf wird doch erst möglich, weil wir die wichtigsten Fragen für die Zukunft beantworten können – auch ligaunabhängig. Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt und werden auch mit dieser Geschäftsführung in die neue Saison gehen. Wir hängen nicht an unseren Posten, wir hängen am FC. Der FC steht über allem! Wir verstehen uns als Diener des FC auf Zeit. Versuche, die Satzung zu umdribbeln oder zu untergraben, schaden der Integrität des Vereins, seinen Werten und den Mitgliedern. Wir werden für die Kontinuität kämpfen, die dem FC weiterhilft. 

Wie kann das sein? Zuletzt wurden in der Öffentlichkeit Untergangsszenarien bei einem Abstieg skizziert! 

Das ist Populismus. Wir werden auch im Falle eines Abstiegs in der Lage sein, mindestens ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Auch in der zweiten Liga wird der FC nicht auf Sondereffekte angewiesen sein und sich selbst tragen können. Im Sommer 2025 werden wir dann den Löwenanteil der Verbindlichkeiten endlich abgearbeitet haben und in der Lage sein, wieder angemessene Investitionen in Mannschaft und Infrastruktur vorzunehmen. Bis dahin werden wir alles dafür tun, unseren FC weiter zu einem sehr besonderen Club machen, der von seinen Mitgliedern getragen wird. Das ist es, was uns jeden Tag antreibt.

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